Wetzlar ist schön!
Und niemand hindert uns daran,
es noch schöner zu machen!
Neue Perspektiven für
die Bahnhofstraße
Was bisher geschah?
Seit Jahren diskutieren Bürger
und Politik engagiert über die Entwicklung der Wetzlarer Innenstadt.
Unverkennbar sind die verschiedenen Zonen der Innenstadt im Umbruch. Der
Downgrading-Prozess setzt sich fort und scheint stellenweise an Dynamik zu
gewinnen.
Die Stadt Wetzlar hat diesen
Prozess als Anlass zur Diskussion einer Innenstadtentwicklungs-konzeption
(ISEK) genommen und in 2012 konnte das unter Mitwirkung der Bürger erarbeitete
ISEK-Papier einstimmig durch die Stadtverordnetenversammlung verabschiedet
werden.
Das ISEK knüpft an den Kerngedanken der europäischen Stadt als
multifunktionales Zentrum an. Das bedeutet, dass die Innenstadt ganz
bewusst wieder mit verschiedensten neuen, aber auch ursprünglichen Nutzungen aus
allen Bereichen des Lebensalltags, zu neuem Leben erweckt werden soll.
Konkret heißt das aber auch, dass
der Einzelhandel, der in seiner Blütephase breiten Raum in der Innenstadt
eingenommen, und der durch schnelllebige Entwicklungen an Attraktivität verloren
und viele Flächen freigesetzt hat, auf ein Normalmaß, was im weiteren Prozess
noch zu definieren ist, zurückgefahren werden muss. Gleichzeitig muss die
Wohnfunktion in den Innenstadtbereichen gestärkt werden, bspw. durch eine
Aktivierung von Wohnraumreserven in den Obergeschoßen, wodurch gleichzeitig
neue Nachfragepotentiale für Handel und Dienstleistungen geschaffen werden.
Das auf der Ebene der gesamten
Innenstadt entwickelte ISEK stellt den übergeordneten Rahmen dar, der nun auf
die Ebene der Einzelquartiere herunter gebrochen, weiterentwickelt und
konkretisiert werden muss.
Das nachfolgende Papier
unterbreitet hierzu Ansichten und Vorschläge.
Analyse der vorhandenen Strukturen
Historisch gesehen verdankt die
Bahnhofstraße ihre Bedeutung als Einkaufsstraße dem Umstand, dass die
Beschäftigten der Leitz Werke sie auf dem Hin- und Rückweg zu ihrer Arbeit
nutzten. Entlang der Achse Leitz-Werke – Bahnhof entstand eine blühende
Einzelhandelslandschaft, die sich auf die gesamte Länge der Bahnhofstraße bezog
und sich gleichermaßen in die Höhe, also in die Obergeschosse, als auch in die
Tiefe, wie bei den Einkaufszentren Herkuleszentrum und Lahnhof, entwickelte.
Der Lahnhof mit seiner
kleinteiligen Ladenstruktur war lange Zeit nur überlebensfähig, weil er über
sehr attraktive, ebenerdige Parkplätze verfügte und das eigene Ladenangebot so
angeordnet war, dass diejenigen, die das großflächige Warenhaus Mauritius oder
das Einkaufszentrum Herkules mit weiteren Anker- und Magnetanbietern aufsuchen
wollten, an diesen Kleinflächen vorbei flanieren mussten. Es gelang jedoch
nicht, die Kleinteiligkeit so auszurichten, dass die Läden in ihrer Gesamtheit
eine eigene Attraktivität ausstrahlten und so eigenständig überlebensfähig
waren.
Als die beiden Anker- oder
Magnetdestinationen, das Herkules Center und das Mauritius, niedergingen, hatte
das zwangsläufig verheerende Folgen für den Lahnhof. Das Mauritius wurde
geschlossen und steht nunmehr seit 15 Jahren leer und auch das Herkules Center
verlor in der Vergangenheit immer weiter an Attraktivität, bis sich neue
Eigentümer schließlich zu einem umfangreichen Revitalisierungsprogramm
entschlossen.
Auf die besonderen Umstände, die
in vielen deutschen Städten zum Niedergang des innerstädtischen Einzelhandels
führen, soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Dieser allgemeine
Trend, der in Wetzlar alle Einkaufszonen von der Altstadt über die Langgasse,
den Karl-Kellner-Ring und auch die Bahnhofstraße betraf, wurde durch die
Ansiedlung des Einkaufszentrums Forum mit 23.500 qm Verkaufsfläche immens
beschleunigt.
Die räumliche Trennung durch eine
4-spurige, viel befahrene Straße sowie die Hochstraße B 49, die wie eine
optische Barriere wirkt, haben den Effekt verstärkt. Die Koppelung des
Einkaufszentrums Forum mit den traditionellen Einkaufszonen und insbesondere
mit der Bahnhofstraße ist nur ansatzweise versucht worden. Angesichts der
Wirkung der 4-spurigen Straße und der Hochstraße B 49 ist dies auch ein
kaum lösbares Unterfangen. Dementsprechend konnte eine Koppelung der beiden
Bereiche nie gelingen.
Die Bahnhofstraße wird am anderen
Ende durch Drogerie Müller als Anker aufgespannt. Drogerie Müller verfügt über
ein Warensortiment, das dem eines Kleinkaufhauses entspricht. Die derzeitig
7.000 qm große Verkaufsfläche ist trotz der hohen Attraktivität dieses
Einzelhändlers für Wetzlar scheinbar überdimensioniert. Müller Drogerie ist am
Standort Wetzlar ein „schlafender Riese“ und betreibt nur vergleichsweise
geringe Werbeaktivitäten. Außerdem verfügt die Immobilie über keine eigenen
Parkplätze.
Das Objekt befindet sich im
Eigentum des Unternehmens. Dieser Umstand sollte jedoch nicht zu dem
Fehlschluss führen, dass ein Einzelhändler die eigene Immobilie nicht verlassen
würde, wenn die Umsätze nicht stimmen oder gar einbrechen. Diese Situation
scheint schon seit Jahren vorzuliegen und angesichts eines anstehenden
Generationswechsels an der Unternehmensspitze muss dieser Umstand realistisch
ins Auge gefasst werden.
Die Müller Drogerie befindet sich
in Wetzlar an einem Standort, dessen Umfeld dem eines Einzelhändlers seiner
Größe und potentiellen Ausstrahlung nicht entspricht. Durch die Verlagerung von
H&M in das Herkules Center musste die Bahnhofstraße Süd einen herben
Rückschlag erfahren. Und auch das Umfeld am Buderusplatz, der seinem Namen als
Platz nicht gerecht wird, bietet keine Aufenthaltsqualität. Es handelt sich um
einen Verkehrsknoten an dem werktäglich ca. 45.000 Fahrzeuge abgewickelt werden
und nicht um eine Verbindung zwischen Bahnhofstraße und Karl-Kellner-Ring.
Diese städtebauliche Misere kann nur mit Realisierung der Westtangente
beseitigt werden.
Positiv anzuführen ist dagegen
die Sanierung des sog. Sarges Hauses, welche den Buderusplatz optisch sehr
aufwertet. Das Sarges Haus als auch das Watermeyer Haus, welche in einer
Eigentümerschaft liegen, stellen am südlichen Eingang der Bahnhofstraße
optische Highlights dar.
Leerstände im
Einzelhandel
Heute sind die Leerstände in der
Bahnhofstraße unübersehbar und haben beachtliche Dimensionen angenommen. So
stehen in dem revitalisierten Herkules Einkaufszentrum ca. 8.400 qm leer, im
Lahnhof ca. 4.500 qm. In der ehemaligen H&M-Immobilie sind es ca. 2.500 qm und im früheren Warenhaus
Mauritius ca. 6.000 qm ungenutzter Mietfläche. Hinzu kommt weiterer Leerstand
bei Kleinflächen und verdeckter Leerstand.
An dem herausragenden Leerstand
im Herkules Einkaufszentrum kann bereits abgelesen werden, dass die
umfangreiche Revitalisierung, die dem Vernehmen nach mit einem
Investitionsvolumen von 20 Millionen Euro verbunden war, fehlgeschlagen ist.
Die Hauptursachen sind einfach zu
erklären: Die beiden Ankereinzelhändler liegen mit eigenen Zugängen unmittelbar
an der Bahnhofstraße. So dient das dahinter liegende Einkaufszentrum nur
einigen Kunden als Weg zum obergeschossigen Parkhaus. Die Neugestaltung des
Zentrums hat statt zu einer Steigerung der Aufenthaltsqualität zu deren
deutlichen Verlust geführt. Das Center wirkt kalt. Der Versuch, mit einer neuen
Namensgebung wett zu machen, was das Innere in keinster Weise bieten kann,
wirkt mit einigen an der Decke mehr lieblos befestigten bunten Vögeln und
einigen LED-Farbstreifen eher lächerlich. Weitgehend, das trifft vor allem für
das Obergeschoss zu, konnten nur Mieter aus der Zeit vor der Revitalisierung
weiterhin gebunden werden. Schon kurz nach Eröffnung des revitalisierten
Centers zogen einige Mieter wie NKD, Lidl sowie ein im hinteren Bereich
liegende Café bereits wieder aus. Das Einzelhandelsangebot im Herzen des
Herkules Centers - jenseits von H&M und C&A - bietet bei weitem kein
Highlight.
Positiv hervorzuheben ist die
Fassadengestaltung des Centers zur Bahnhofstraße mit den beiden Textilanbietern
H&M und C&A. Die Bäckerei Moos und die umfangreichen Sitzangebote innen
wie außen steigern die Aufenthaltsqualität in diesem Bereich sehr. Die Situation
in den Obergeschossen ist dagegen wenig erbaulich.
Noch vor wenigen Jahren waren nur
in dem Bereich, der von Herkules Center und Lahnhof umspannt wird, mehr als 40
Ärzte angesiedelt. Die Zahl der Ärzte ist auf deutlich weniger als 10
geschrumpft. Gleichzeitig haben alle Apotheken in diesem Bereich geschlossen.
Sofern die Arztpraxen nicht altersbedingt geschlossen wurden, sind sie in
moderne Ärztezentren, wie z.B. auf dem Gelände des Wetzlarer Klinikums,
umgezogen.
Die Büro- und Wohnflächen sind im
Bereich der Bahnhofstraße wenig attraktiv, weil sie in der Vergangenheit ganz
offensichtlich vernachlässigt wurden. Teilweise war es für den Eigentümer
attraktiver, Erdgeschossflächen und, soweit wie dann noch möglich,
Nicht-Erdgeschossflächen zu vermieten, aber alle anderen Flächen einfach leer
stehen zu lassen. So geschehen z.B. in der ehemaligen H&M-Immobilie. In
diesen nicht genutzten Flächen, insbesondere in den Obergschossen, ruht ein
großes Potential.
Die Baustruktur in der
Bahnhofstraße gestaltet sich sehr heterogen. Neben großen, heute nicht mehr
attraktiven Handelsimmobilien, gibt es auch eine Vielzahl an kleineren Objekten
mit eigenem Charme, der in einigen Fällen aber auch erst wieder
herausgearbeitet werden muss.
Aufenthaltsqualität
Bahnhofstraße
Zunächst fällt auf, dass die
Bahnhofstraße zwei Gestaltungsmuster aufweist. Im nördlichen, dem Forum
zugewandten Bereich bis zur südlichen Grundstücksgrenze des Herkules Centers
wurde zur Eröffnung des Forums in 2005 der öffentliche Raum neu gestaltet.
Damals wurde auch die kurzfristige Neugestaltung der südlichen Bahnhofstraße
nach dem Muster der bereits erfolgten Neugestaltung in Aussicht gestellt.
Tatsächlich erfolgte sie bis heute nicht. Eine Planung hierzu wurde nicht in
Auftrag gegeben. Da der südliche Bereich der Bahnhofstraße noch nicht neu
hergerichtet wurde, konnte und wurde die Gesamterschließungsmaßnahme auch noch
nicht abgerechnet.
Der Übergang zwischen dem neu
gestalteten und dem nicht neu gestaltenden Bereich wirkt wie eine Demarkationslinie:
„Achtung! Ab hier beginnt die vergessene Zone!“. Das drückt sich auch zunehmend
durch mangelnde Sauberkeit im südlichen Bereich der Bahnhofstraße aus.
Das Pflaster ist alt und ebenso
wie alle Möblierungselemente in die Jahre gekommen und entspricht bei weitem nicht den Anforderungen an eine
moderne Stadtgestaltung.
Einzig der üppige Baumbesatz
schafft in diesem Bereich Atmosphäre. Unter dem Aspekt „Stadtgrün“ ist die
südliche Bahnhofstraße sogar dem nördlichen Teil bei weitem überlegen.
Ein großes Problem stellt die
Breite der Bahnhofstraße dar, so dass eine Spannung zwischen den beiden
Fassadenflanken nicht entstehen kann. Eine Anordnung mit Zwischenbauten, wie
z.B. auf der Frankfurter Zeil, würde neue Flächen schaffen. Jedoch liegt das
Problem schon darin, vorhandene Flächen einer sinnvollen Nutzungen zuzuführen.
Wie sehr die Bahnhofstraße aus
dem Fokus des Interesses von Politik und Verwaltung herausfällt, zeigt sich an
den Schaufenstern des Mauritius, in denen
immer noch die Gestaltung zum Hessentag 2012 angebracht ist. Hier wird
der Stillstand der Bahnhofstraße auf mehreren Ebenen deutlich.
Auch der Optikparcours darbt unter
neuem Vorsitz seit 2010 vor sich hin. Die Altstadt hat mit deutlichem Abstand
die attraktivsten Stationen des Optikparcours erhalten. Die
wissenschafts-lastigen Stationen in der Bahnhofstraße waren ein konzeptioneller
Fehler, der korrigiert werden muss. Aber seit Jahren hängt an der Station
„Interferometer“, für jeden Passanten deutlich zu erkennen, ein Schild „Zur Zeit
„Außerbetrieb“ Wir verbessern den Effekt“. Getan hat sich nichts.
Aufenthaltsqualität
Lahn
Die Lahn fließt parallel zur
Bahnhofstraße. Neben der Lahn befindet sich ein einfach geteerter, relativ
schmaler Weg, den sich Fahrradfahrer mit Fußgängern und Skatern teilen. Der
Uferbereich ist wie in der ganzen Stadt (mit Ausnahme der Colchesteranlage)
sich selbst überlassen.
Sehr deutlich wird das am
Übergang der Helm-Liegenschaft zum Lahnhof. Hier hat sich eine sehr
unansehnliche Dreckecke entwickelt. Sitzmöglichkeiten gibt es keine. Einige
Felsbrocken werden von einer kleinen Gruppe genutzt, um sich auch tagsüber mit
alkoholischen Getränken hier den Tag zu vertreiben.
Sollte noch eine weitere
Verbindung zwischen Bahnhofstraße und Lahn auf der Höhe des Areals des
Bauträgers Helm geschaffen werden, mangelt es nicht an Durchgängen. Aus Sicht
der Lahn bringen diese Unruhe in diesen eigentlichen Ruhe- und
Naherholungsbereich. Die Sicht auf das ebenerdige Parken des Lahnhofs stellt
dabei auch keine Qualität dar. Aus Sicht der Bahnhofstraße schwächt jeder
Durchgang den Fluss der Passanten, der maßgeblich für den sich neu
entwickelnden Einzelhandel sein muss.
Problematisch ist an, an Sonn-
und Sonnentagen, dass sich der Lahnradwanderweg zur Fahrrad-autobahn
entwickelt, so dass das „Flanieren“ an der Lahn nur etwas für abenteuerlustige
Fußgänger ist.
Eigentümerschelte
Die Tatsache, dass viele
Eigentümer, gerade die der großen Immobilien, vor Ort nicht in Erscheinung
treten und somit die Vermutung des Desinteresses an der eigenen Immobilie nahe
liegt, erzürnt viele Wetzlarer. Gerade Lahnhof und Mauritius geben ein sehr
schlechtes Erscheinungsbild ab. Solange man Geld aus der Immobilie ziehen
konnte, tat man das. Als das nicht mehr möglich war, war man vorerst
verschwunden.
Immer mal wieder haben die großen
Eigentümer Versuche unternommen, neue Ansätze für die eigene Immobilie zu
finden. So hat die Metro als Eigentümerin des Mauritius den Standort als
Projektarbeit Masterstudierenden des Studiengangs Immobilienwirtschaft an der
Bergischen Universität in Wuppertal vor einigen Jahren anhand gegeben. Leider
waren die Ergebnisse nicht so weit ausgearbeitet, dass sie Ansätze für eine
konkrete Umsetzung gegeben hätten. Weiterhin wird die Neunutzung dieses
Standortes durch die gegebenen rechtliche Rahmenbedingungen sehr erschwert
(Erbbaurecht, Parkhausdienstbarkeit gekoppelt an die Kaufhausnutzung im
Mauritius).
Einige Eigentümer sind schlicht
in die Jahre gekommen und überlassen es der nachfolgenden Generation, neue
Ansätze zu finden.
Das größte Problem für alle
Eigentümer besteht aber darin, Investitionen mit höchst ungewissem Ausgang zu
tätigen. Wenn eine neue Nutzung identifiziert und Betreiber für diese Nutzung
über einen oder mehrere Mietverträge gebunden werden könnten, würde jeder
Eigentümer oder auch notwendige Finanzierungspartner alles unternehmen, um die
damit verbundenen Investitionen zu stemmen. Aber wer will es einem Eigentümer
verdenken, „gutes Geld“ anzupacken von dem er gar nicht absehen kann, ob dies
sinnvoll investiertes Geld ist. Der Umbau des Herkules Centers ist leider ein
Beispiel dafür, wie es zu erheblichen Fehlinvestitionen kommen kann.
Einige Nutzer versuchen ihre
Position dadurch zu verbessern, dass sie innerhalb der Stadt umziehen und
vermeintlich bessere Lage zu besseren Konditionen anmieten. Solche
Verlagerungen bringen jedoch keine neuen Impulse in die Stadtentwicklung. Zu
beobachten ist auch, dass Versicherungen und Krankenkassen aus Büro- in
Einzelhandelsflächen wechseln. Dies führt zwar zu Flächen-belegungen, bringt
aber wegen mangelnder Frequenz ebenfalls keine neuen Impulse in die Quartiere.
Umso positiver ist es daher
hervorzuheben, dass zwei Eigentümer ihre Fassaden gerade grundsanieren. Zum
einen handelt es sich um die Immobilie am Eingang der Bahnhofstraße, vom Forum
her kommend, das sog. „Haus Prophete“; zum anderen um die Immobilie, in der
sich im Erdgeschoss die Tafel befindet und die eine sehr lange Front zur
Bahnhofstraße aufweist.
Zumutung B 49
Nach dem Fall der Mauer hat sich
die B 49 zu einer wichtigen Ost-West-Verbindung entwickelt. Der PKW-, aber auch
der LKW-Verkehr ist beachtlich.
Zwischen Wetzlar und Limburg wird
der 4-spurige Ausbau vorangetrieben. Im Bereich „Zufahrt Globus Baumarkt“ wird
die Brücke z.Zt. notinstandgesetzt. Ein Neubau ist erforderlich und derzeit in
Planung. Planungen für das Verbindungsstück der B 49, welches das Stadtgebiet
mit einer Hochstraße quert, sind nicht bekannt. Wohl aber steht fest, dass das
Anschlussstück, die „Taubensteinbrücke“ saniert werden muss. Im Bereich
Garbenheim laufen derzeit Planungen für Lärmschutzmaßnahmen.
Mit 30.000 Fahrzeugen am Tag ist
die Hochstraße im Bereich Forum beachtlich ausgelastet. Andere Querschnitte mit
Standstreifen wären notwendig.
Baulastträger für die B 49 ist
die Bundesrepublik Deutschland vertreten durch den Bundesverkehrsminister. Es
ist Aufgabe des Bundes und des Landes Hessen in Kooperation mit der Stadt
Wetzlar eine langfristig tragfähige Ost-West-Verbindung in der Mitte
Deutschlands zu schaffen, die nicht eine Stadt wie Wetzlar mitten in ihrem
Zentrum (für die junge Bevölkerung und die Besucher ist eindeutig das Forum und
die angrenzenden Quartiere das Zentrum der Stadt) quert und mit seinen
Emissionen die Stadt in mehr als unzumutbarer Weise belastet.
Es wäre eine Katastrophe für die
Stadt Wetzlar, wenn im innerstädtischen Bereich, so wie im Bereich Globus
Baumarkt, die komplette Erneuerung des Oberbaus zunächst nur scheibchenweise
angedacht wird. Wenn sich im Zuge der weiteren Sanierung herausstellt, dass auch
Pfeiler und Widerlager erneut werden müssen, heißt dies letztendlich dann doch
Abbruch und Neubau der gesamten Hochstraße B 49. Es sollte stattdessen von Anfang an nach einer neuen, einer zeitgemäßen
Lösung, die den aktuellen verkehrlichen Belastungen und Anforderungen ebenso
wie den Herausforderungen der Stadtentwicklung Rechnung trägt, gesucht werden.
Parken im Quartier
Bahnhofstraße
Objektiv gesehen ist die
Parksituation im Quartier nicht schlecht. Die Parkplätze sind nur sehr ungleich
verteilt und befinden sich am dem Einkaufszentrum Forum zugewandten Teil. Am
Lahnhof mit seinem sehr ausgedünnten Einzelhandelsangebot stehen
verhältnismäßig viele Parkplätze zur Verfügung. Am Buderusplatz mit dem
attraktiven Einzelhändler Müller Drogerie fast gar keine.
Die ebenerdigen Parkplätze im
Lahnhof sind sehr attraktiv. Eine Ausweitung des Parkraums auf die Fläche der
derzeit fast ganz leerstehenden Passagenfläche würde diese Attraktivität
erhöhen. Die Entfernung zum Buderusplatz ist erträglich.
Subjektiv ist es jedoch so, dass
die Kunden mit dem PKW sehr dicht an für sie attraktive Einzelhändler
heranfahren wollen. Diese Haltung wird durch die so ausgerichteten
Einzelhandelsangebote auf der grünen Wiese verstärkt. Wenn der innerstädtische
Handel mithalten will, muss man sich diesem Kundenwunsch wohl oder übel
stellen.
Auch wenn das Adler Parkhaus noch
erreichbar scheint und zukünftig statt der Sparkassen Rotunde ein hoffentlich
im äußeren Erscheinungsbild den heutigen Anforderungen und der Zentralität des
Buderusplatz angemessenes Parkhaus schon mittelfristig neu errichtet wird, ist
das für die Kunden (sofern das Parkhaus nicht ohnehin nur der Mitarbeiterschaft
und Besuchern zur Verfügung steht) von Müller Drogerie gefühlt zu weit weg und
durch die Straßenquerungen schwer erreichbar. Eine besondere Herausforderung
stellen aufgrund der Nähe zum Verkehrsknoten Buderusplatz die Ein- und
Ausfahrten des neuen Kreishausparkhauses dar.
Wenn man Müller Drogerie am
Standort Buderusplatz eine Perspektive bieten will, muss unmittelbar vor dem
Haus weiterer Parkraum geschaffen werden. Der Erwerb des sog. Steinbach-Hauses
mit seinen rückwärtigen Flächen durch die Stadt Wetzlar bietet hier weitere
Möglichkeiten.
Fußgängerzone
Bahnhofstraße
An die Ausweisung der
Bahnhofstraße als Fußgängerzone hält sich niemand. Weder die Bevölkerung noch Ordnungshüter.
Während sich für die Bevölkerung im Kopf durchgesetzt hat, es müsse sich um
eine Einbahnstraße in Nord-Süd-Richtung handeln, nutzen Fahrzeuge von Institutionen
mit Vorbildfunktion die Bahnhofstraße gerne auch abends in die umgekehrte
Richtung, um sich nach einem Stopp an der Ecke Eduard-Kaiser-Straße wieder in
die übliche Verkehrsregelung einzuordnen.
Darüber hinaus nutzen viele die
Bahnhofstraße, gerade auch vor dem Mauritius, als ungeordneten Parkplatz.
Inzwischen führt das Ordnungsamt immer mal wieder Kontrollen durch. Die
Problematik besteht aber weiterhin.
Insbesondere die Stadt muss sich
fragen, ob man sich proaktiv der derzeitig von der Bevölkerung längst
vollzogenen Situation stellen will. Bis zur Neugestaltung wird (leider) ohnehin
weitere Zeit vergehen, so dass man bis dahin, dem Wunsch einiger Anrainer nach
Öffnung der Straße, entsprechen könnte.
Nördlicher
Abschluss Lahnhofparkplatz
Der nördliche Abschluss des
Lahnhofparkplatzes besteht aus einem eingeschossigen Querriegel mit
Dienstleistungs- und Gastronomieangeboten. Vor dem Hintergrund der derzeitigen
Verhältnisse mit der Hochstraße stellt dies eine brauchbare Lösung dar.
Hier befindet sich die
wiedereröffnete Diskothek Maxx. Sie ist die letzte verbliebene Diskothek in
Wetzlar und erfüllt damit für junge Menschen eine wichtige Funktion. Für junge
Wetzlarer wäre es wichtig, mehrere, weitere Gastronomieangebote in
unmittelbarer Nähe nutzen zu können, so dass sich so etwas wie eine junge
Gastronomieszene entwickeln kann.
Der vorgelagerte Parkplatz steht
zu den Zeiten, in denen üblicherweise die Diskothek Hochkonjunktur hat,
generell leer, so dass hier eine sinnvolle Doppelnutzung des Parkraums entstanden
ist.
Angesichts der Verkehrsbelastung
durch die Hochstraße B 49 ist eine obergeschossige Aufstockung mit Wohnraum
keine sinnvolle Perspektive.
Anbindung
Niedergirmes
Historisch betrachtet ist die
Bahnhofstraße dem Ortsteil Niedergirmes zugeordnet. Der Ortsteil wird durch die
breiten Bahnanlagen im Bahnhofsbereich zerschnitten. Die Unterführung, die zu
den Gleisen führt, ist zur Innenstadtseite ebenso wie zur nördlichen Seite
geöffnet und bietet neben der Hochbrücke, die vom Gloelknoten in den Ortsteil
führt, und dem Lahnrandwanderweg die einzige Verbindung.
Im Ortsteil Niedergirmes wohnt
überwiegend Bevölkerung mit Migrationshintergrund, die mit der
Bahnhofstraßenseite über dem Lebensmittelmarkt Osman und dem Restaurant Tadim
einen Bezug zu diesem Quartier (aus ihrer Sicht südlich der Gleisanlagen)
haben.
Eine bessere Anbindung dieses
Stadtteiles an den Bereich Bahnhofstraße wäre sehr wünschenswert.
Gegenüberliegende
Lahnseite
Vom Bahnhofstraßenquartier aus
gesehen schaut man auf der anderen Lahnseite auf einen naturbelassenen, zum
Teil durch üppigen Pflanzen- und Baumbewuchs zugewachsenen Uferbereich, auf die
äußerlich einwandfrei hergerichtete ehemalige Euler-Brauerei und auf kleinteilige
Haus- und Gewerbestrukturen, die aus der Ferne keinen schlechten Eindruck
hinterlassen. Lediglich in einem Bereich sind Hallen unmittelbar am Lahnufer
angeordnet, die optisch zu beanstanden wären.
Im Rahmen der Ressourcenbündelung
sollte man diesen Bereich zu einem späteren Zeitpunkt in Angriff nehmen und/
oder darauf bauen, dass mit der Revitalisierung des Bahnhofstraßenquartiers der
Funke über die Lahn springt und private Initiativen Raum greifen.
Ziele
Ziel des Stadtumbaus in der
Bahnhofstraße muss es sein, die Verbindungsfunktion zwischen Altstadt und Forum
(besser) erfüllen zu können, ohne dabei den eigenständigen Charakter des
Quartiers Bahnhofstraße in Funktion und Erscheinungsbild aufzugeben.
Die Koppelung zwischen
Einkaufszentrum Forum und der Bahnhofstraße als Eingang in die traditionellen
Einkaufszonen muss inhaltlich und optisch als Herausforderung ernsthaft
angenommen werden.
Eine lebendige Bahnhofstraße
sollte von ihrer Nutzugsvielfalt geprägt sein: Hier kauft man gerne ein, Wohnen
hat eine hohe Qualität, hier arbeitet man aber auch, lernt und lehrt, bildet
sich weiter, hier vergnügt man sich in einer qualitätsvollen, auch an
jugendlichem Publikum orientierten Gastronomieszene - um nur einige Beispiele
zu nennen.
Eine attraktive Bahnhofstraße ist
auch im Sinn des Einkaufszentrums Forum!
Umsetzung
Die Umsetzung der Idee, den
Grundansatz der europäischen Stadt durch eine Multifunktionalität in den
innerstädtischen Quartieren Wetzlars wieder aufzugreifen, heißt bezogen auf das
Quartier Bahnhofstraße, dass überall dort, wo heute Einzelhandelsflächen sind,
die ganz offenkundig weder vom Einzelhandel selbst noch von den Kunden
nachhaltig angenommen werden, deren Fortbestand in Frage zu stellen ist.
Konkret heißt das:
- Für den Lahnhof: Abriss der hinteren Passagenstruktur zugunsten neuer, attraktiver (nicht Handels-) Nutzungen oder zugunsten neu zu schaffenden Parkraums;
- Für das Herkules Center: Infragestellung der gesamten Handelsfläche jenseits von H&M und C&A;
- Für Mauritius: Abbruch des vorhandenen Gebäudes und Neubau mit einer oder mehreren erdgeschossigen Handelsflächen und obergeschossigen Wohnungen.
Bahnhofstraße mit
kleinteiliger, attraktiver Struktur ist in ihrer Gesamtheit Magnet
Derzeit fehlt die Perspektive auf
den einen großen, attraktiven Einzelhändler, der in der Mitte der
Bahnhofstraße, flankiert im Norden durch das Forum und im Süden durch Müller
Drogerie für die Belebung der Bahnhofstraße sorgt. P&C hat Wetzlar nicht
auf seiner Expansionswunschliste. Und so sieht es leider bei allen
wünschenswerten Einzelhändlern aus, da viele bereits im Forum vertreten sind.
Die Frage, die sich stellt, ist,
ob es gelingen kann und ob es auch gewünscht ist, eine kleinteilige Struktur so
zu entwickeln, dass die Kleinteiligkeit selbst über Agglomerationseffekte als
Anker und Magnet wirkt.
Konzeptionell ist es sehr
schwierig, in einer gewachsenen Struktur mit kleinen Einzelhandels-strukturen
eine solche Attraktivität zu erzeugen, die aus sich selbst heraus überzeugt.
Der Lahnhof ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie schwierig dieses
Unterfangen ist. Als Struktur bieten sich hierfür engere Straßenzüge oder
Gassen an. So konnte z.B. in Maastricht in einer Gasse parallel zur Maas
tatsächlich erfolgreich mit hochwertigen Designer-Läden eine eigenständige
Attraktivität zu erzeugen.
Die Bahnhofstraße ist jedoch zu
breit, um mit kleinteiligem Einzelhandel nicht nur Spannung auf einer
Straßenseite, sondern auch über den Straßenraum hinweg zu erzeugen. Aufgrund
der vorgegebenen Strukturen liegt ein solcher Ansatz als neue Perspektive für
die Langgasse näher.
Eine Sortimentsperspektive könnte
sich für die Bahnhofstraße allerdings auch vor dem Hintergrund der
Altersstruktur im klassischen Einzugsgebiete Wetzlars, dem Lahn-Dill-Kreis
bieten: Angebote für sog. „Silver-Ager", also immer älter, aber auch immer
fitter werdende Senioren.
Fressgasse
Die vorhandene Gastronomie
besteht im Süden der Bahnhofstraße aus dem Kunstcafé Alves und der Gastronomie
in der Rudergesellschaft.
In der Mitte der Bahnhofstraße
sind Enzo, der von Arbeitnehmern aus der Umgebung zur Mittagszeit profitiert
und sich als Tagesgastronomie ausgerichtet hat, ein Sushi Restaurant, das über
die letzten Jahre sein Stammpublikum gefunden zu haben scheint und ein Eiscafé
(Bahnhofstraße 10) angeordnet.
Im Lahnhof und der angrenzenden
Platz-/Straßenrandbebauung gibt es türkische Restaurants mit geringem
Aufenthaltsanspruch.
Im Herkules Center sticht das
Café Moos positiv heraus. Die Metzgerei mit Sitzmöglichkeiten sowie ein Bistro
im hinteren Bereich leiden an der negativen Aufenthaltsqualität des Herkules
Centers nach Neugestaltung.
Insgesamt macht schon die
vorhandene, der Anzahl nach ansehnliche Gastronomie den Eindruck, dass das
Potential eher ausgeschöpft ist. Abends und sonntags ist der Bereich sehr
ruhig. Zu diesen Zeiten glänzt Wetzlar mit seiner Altstadt und dem ihr inne
wohnenden Charme. Ob man dazu konkurrierende Strukturen in der Bahnhofstraße
entwickelt, sollte hinterfragt werden. Innerhalb der Stadt sollte ein ruinöser
Wettbewerb vermieden werden. Stattdessen sollte jedes Quartier im fairen
Abstimmungsprozess seinen Platz suchen und finden dürfen.
Die vorhandene Gastronomie
sollte, wo auch immer, von Seiten der Stadt unterstützt werden. Gerade die
Außengastronomie fördert die Lebendigkeit des Straßenbildes. Daran sollten sich
städtische Entgelte für die Nutzung des öffentlichen Raumes in der
Bahnhofstraße orientieren.
Neue Angebote aus
dem sozialen und kulturellen Bereich, Angebote für Jugendliche
Soziale Einrichtungen haben zum
Teil schon heute von dem mit dem Downgrading-Prozess verbundenen Niedergang der
Bahnhofstraße verbundenen Mietpreisverfall profitiert. Da ansonsten gar keine
Mieter mehr gefunden werden konnten, haben sich Immobilieneigentümer mit
sozialen Einrichtungen wie der Tafel oder der Diakonie (Goethe Café in der
Brückenstraße) zusammengetan. Auch über solche Ansätze sollte aktiv weiter
nachgedacht werden. Weitere kulturelle Einrichtungen könnten eventuell gewonnen
werden. Auf Einrichtungen für Jugendliche mit bezahlbaren Getränkepreisen
sollte besonderer Wert gelegt werden. Gerade Jugendliche suchen die Nähe des
Forums, so dass man in der Bahnhofstraße Jugendliche gut ansprechen und als
Publikum gewinnen kann.
Medizinisches
Versorgungszentrum (MVZ)
Die Demographie wie auch das
zunehmende Gesundheitsbewusstsein versprechen gute Prognosen für alle Angebote
rund um das Zukunftsthema „Gesundheit“. Die Altersstruktur des
Lahn-Dill-Kreises, der das traditionelle Einzugsgebiet des Oberzentrums Wetzlar
darstellt, sollte hinsichtlich des Bedarfs im Gesundheitswesen untersucht
werden.
Es gibt eine Gruppe von Ärzten
rund um den Orthopäden Dr. Schäfer vom Schillerplatz, die ihr Interesse an
einem gemeinsamen Gesundheitszentrum geäußert haben. Es muss geprüft werden, ob
diese oder neue Nachfrage weiterhin besteht.
Medizinische Versorgungszentren
(MVZ) als Weiterentwicklung der Polykliniken in den neuen Bundesländern sind
heute Elemente der modernen Gesundheitsvorsorge. Sie sind nicht zu verwechseln
mit Ärztehäusern, also einfachen Agglomerationen von mehreren Arztpraxen (wie
z.B. das Ärztehaus am Hauser Tor). Einige MVZs spezialisieren sich auf Themen
wie z.B. „Kopf“ oder „Rücken“ und bieten dann in diesen Bereichen beste
medizinische Betreuung und Versorgung an.
Üblicherweise besteht ein
Flächenbedarf für solche MVZs von 4.000 bis 5.000 qm Mietfläche. Dies könnte
einen Ansatz für die Obergeschossnutzungen in einem Neubau auf dem Standort
Mauritius darstellen.
Hotel
Eine Hotelansiedlung kann nur
erfolgreich funktionieren, wenn neben der notwendigen Nachfrage und der
Bereitschaft namhafter Hotelketten einen belastbaren Pachtvertrag
abzuschließen, das Hotel in ein attraktives Umfeld eingebettet wird. Dies ist
derzeit z.B. am Standort Mauritius nicht gegeben.
Bestehende Hotels müssen sich
fragen, ob sie noch zeitgemäß aufgestellt sind. Das trifft z.B. für das Euler
Hotel und das Hotel Domblick zu. Einzelne Hotelprojekte sind derzeit in Wetzlar
im Gespräch. Darunter ein Low-budget Hotel über dem Osman Markt, ein Hotel
neben der Rittal Arena und ein gehobenes Hotel im Zusammenhang mit der
neueröffneten Leica Welt.
Potentiale des
Herkules Centers neu nutzen
Aus Sicht der Bahnhofstraße wird
das Herkules Center sehr positiv wahrgenommen. Die neugestaltete Fassade ist
ansprechend. Links und rechts flankieren für die jeweiligen Altersgruppen
attraktive Textiliten das Gebäude. Die Bäckerei Moos verleiht dem Entreé einen
einladenden Charakter.
Dies kann aber nicht darüber
hinweg täuschen, dass das aufwendig umgebaute Center im hinteren Gebäudeteil
nicht funktioniert. Das zeichnete sich schon in der Phase in der Umbaupläne
bekannt wurden, ab (siehe „Plädoyer für eine facettenreiche Stadtkultur“; www.pro-wetzlar.de
vom 29.3.2012). Es bleibt zu befürchten, dass die Einzelhändler, die jetzt noch
in dem hinteren Teil des Centers angesiedelt sind, wie bereits Lidl u.a.,
abwandern, weil sie im Center gefangen, an diesem Standort nicht
überlebensfähig sind.
Das bereits beschlossene
ISEK-Papier hat als eine übergeordnete Strategie die Rückkehr zur
multifunktionalen Stadt festgelegt. Konkret für die Bahnhofstraße heißt dies:
Rückbau nicht mehr tragfähiger Einzelhandelsflächen, Stärkung anderer
Funktionen, insbesondere der Wohnfunktion.
Schon heute stehen trotz
millionenschwerer Revitalisierung im Herkules Center 8.400 qm Mietfläche leer.
Das Center muss in diesem Bereich zurückgebaut werden.
Die noch ansässigen Einzelhändler
müssen sich neu positionieren. Das kann eine große Chance für die Bahnhofstraße
sein. Ein Sportausstatter würde gut in die Fläche der ehemaligen H&M
Immobilie passen, Drogerie Rossmann wäre ein idealer Nutzer im Erdgeschoss
eines Neubaus am Standort des Mauritius. Das von dem früheren
Wirtschaftsdezernenten Peter Hauptvogel beauftragte Catella-Gutachten kam
ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Mieter aus der Tiefe des Herkules Centers für
die Bahnhofstraße interessiert werden sollten.
Schulen in die
Innenstadt
Der gute Ansatz, die
Multifunktionalität der Innenstadt wieder aufzugreifen, darf sich nicht nur auf
die Reduzierung des Einzelhandels und die Stärkung der Wohnfunktion
konzentrieren. Es geht auch darum, die Vielfalt der Nutzungen insgesamt im Auge
zu behalten.
Früher befand sich die
Siemensschule auf dem Standort der heutigen Hauptstelle der Sparkasse. Sie
wurde später, wie fast alle Schulbauten, am Rande der Stadt neu errichtet.
Im Weißbuch Innenstadt kommt die
Bundesregierung zu der eindeutigen Empfehlung, wenn immer möglich, Schulen
zurück in die Innenstädte zu holen.
Angesichts der Tatsache, dass private Investitionen aufgrund fehlender
Nutzungsperspektiven für die Innenstadt und die Bahnhofstraße in weiter Ferne
sind, ist ein öffentliches Investitionsvolumen von 75 Millionen Euro in
Schulprojekte für Wetzlar eine einmalige historische und nie wiederkehrende
Chance mit öffentlichen Investition ein eindeutiges positives Signal für die
Innenstadtquartiere zu geben.
Als möglicher Standort ist hier
das Mauritius, aber auch der Lahnhof (anstelle der Passagenflächen) zu nennen.
Die Ansiedlung und Verlagerung
der Volkshochschule (VHS) oder von Teilen der VHS ist ein ebenfalls zu
verfolgender Ansatz. Dabei muss jedoch bedacht werden, dass die Frequenz der
VHS überschaubar und vor allem auf einen Zeitraum, den frühen Abend, beschränkt
ist.
Hochschulstandort
Wetzlar
Studium plus ist ohne jeden
Zweifel positiv für Wetzlar. Aufgrund der Studienstruktur (duales Studium) sind
die Studierenden Heimfahrer. Die positiven Effekte für eine Innenstadt, in der
die Studierenden als Nachfrager nach Wohnraum, Konsumgütern und
Dienstleistungen auftreten, gibt es daher nicht.
Bezüglich des Vorschlages, das
Studienangebot durch weitere grundständige Studienangebote mit überregionaler
Strahlkraft wie z.B. immobilienwirtschaftlicher Studiengänge zu ergänzen, wird
auf das „Plädoyer für eine facettenreiche Stadtkultur“ vom 29.3.2012 verwiesen.
Im Zusammenhang mit dem
bedeutenden Immobilienunternehmen Patrizia, das gleichzeitig mittelbar
Immobilieneigentümer der Immobilie Lahnhof ist, eröffnen sich am Innenstadtstandort
Lahnhof neue Optionen.
Junge Menschen, die
Bildungsangebote in der Innenstadt nutzen, könnten Wetzlars Gesicht im
demografischen Wandel wieder auffrischen.
Notwendigkeit
vorauseilender Neugestaltung des öffentlichen Raums
Wie schon zuvor ausgeführt:
Private Investitionen sind nicht in Sicht. Private Eigentümer hätten längst
investiert, wenn es neue, nachhaltige Nutzungsperspektiven gäbe, die auch von
finanzierenden Banken begleitet werden würden.
Für viele Nutzungen ist ein
attraktives Umfeld eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich ihre
Geschäftsidee umsetzen lässt. Dieses attraktive Umfeld ist nicht gegeben. Es
muss erst wieder geschaffen werden. Diese dringend erforderliche und längst
überfällige Neugestaltung der Bahnhofstraße kann nur durch die öffentliche
Hand, also durch die Stadt Wetzlar, erfolgen.
Stilistisch handelt es sich
wahrscheinlich um eine Fortschreibung der Gestaltung Bahnhofstraße Nord. Über
das Thema „Stadtgrün“ sollte angesichts der Breite der südlichen Bahnhofstraße
eine dem Standort angemessene Lösung, die auch im Verbleib der vorhandenen
Bäume bestehen kann, verhandelt werden. Weiterhin sollte im Rahmen der
Neugestaltung der Bahnhofstraße auch die Möglichkeit zur Implementierung
energieeffizienter Beleuchtungssysteme genutzt werden.
Der Hinweis der Stadt, dass eine
Neugestaltung der Bahnhofstraße erst möglich sei, wenn man wisse, welche
Nutzungen an der Bahnhofstraße realisiert und angesiedelt werden, ist ein
Vorwand, um sich nicht bemühen zu müssen.
In den Erdgeschossen der
Bahnhofstraße werden immer Dienstleistungsangebote und Einzelhandel
positioniert sein.
In unserer kurzlebigen Zeit - und
das gilt insbesondere für die Entwicklungen im Handel und in der Dienstleistung
- muss die Gestaltung der Bahnhofstraße immer so ausgerichtet sein, dass
möglichst viel geht.
Schließlich war auch der Umbau
des Herkules Centers mit einem Abriss und massiven Eingriffen in die
Fassadengestaltung zur Bahnhofstraße verbunden. Trotz dem viele Jahre zuvor neu
gestalteten Platz vor dem Herkules Center konnten die Maßnahmen problemlos
durchgeführt werden.
Also: Fangt endlich an, statt auf etwas zu warten, was nicht kommen wird!
B 49
Als vor vielen Jahren in
Düsseldorf darüber öffentlich diskutiert wurde, die Rheinuferstraße unter die
Erde zu bringen, waren die Gemüter erhitzt. Das konnte nur zu teuer sein und
eigentlich gar keinen Nutzen haben. Heute findet sich keiner mehr von
denjenigen, die gegen dieses Vorhaben wetterten, und ließe sich als
Tunnelgegner identifizieren.
Ja, jede Lösung, die B 49 dahin
zu verdammen, wo sie, wenn sie mitten durch die Stadt Wetzlar führt, hingehört,
nämlich unter die Erde, wird teuer.
Aber so wie die Düsseldorfer
heute über eine unermessliche Aufenthaltsqualität am Rheinufer verfügen, so
würde auch Wetzlar in einem heute noch gar nicht abschätzbaren Umfang
profitieren.
Die Planung und Realisierung
dieser Maßnahme kann nicht Wetzlar auf die Füße fallen. Das muss Aufgabe des
Verkehrsträgers sein.
Die B 49 zerschneidet die Stadt in unzumutbarer Weise!
Nach vorliegenden Informationen gibt es zwar noch keine
Planungen für diesen, dem Einkaufszentrum Forum, vorgelagerten Bereich der
Hochstraße, allerdings steht fest, dass es einen Sanierungsbedarf gibt.
Der komplette Oberbau der Brücke muss erneut werden. Darüber
hinaus könnte es sich herausstellen, dass auch Pfeiler und Widerlager erneuert
werden müssen. Wenn das so wäre, wäre das der komplett Abbruch der Hochstraße.
Wenn ein Neubau an gleicher Stelle, wenn auch mit breitem Querschnitt (incl.
Standstreifen) und möglicherweise auch Lärmschutzmaßnahmen erfolgen würde, wäre
dies für die Innenstadtentwicklung die Manifestierung eines schon heute
unhaltbaren Zustandes.
Der größte Teil urbanen Lebens spielt sich, ob man das mag
oder nicht, im Einkaufszentrum Forum ab. In dem unmittelbar vorgelagerten
Bereich der traditionellen Einkaufszonen, der Bahnhofstraße, verödet die
vorhandene Struktur. Es ist nie, trotz großer Anstrengungen, gelungen, das
Einkaufszentrum mit der Bahnhofstraße zu „koppeln“. Aus meiner Sicht kann dies
aufgrund der Wirkung der vorgelagerten 4-spurigen Bannstraße und der Hochstraße
B 49 als Barriere auch nicht gelingen.
Mit 30.000 Fahrzeugen täglich zeigt sich, dass nach dem Fall
der Mauer die B 49 eine wichtige Ost-West-Verbindung ist.
Damit ist die Anforderung an die B 49 eine andere als zu der
Zeit, wo sie errichtet wurde.
Jede Chance, eine
Neuplanung dazu zu nutzen, die Verkehrsführung für eine solch wichtige
überregionale Verkehrsachse so zu überdenken, dass eine zukunftsorientierte,
moderne Wegeführung ohne Beeinträchtigung der Anrainer möglich ist, muss
genutzt werden.
Die frei werdenden Flächen haben
eine neue, hochwertige Qualität über deren Nachnutzung man sich zum gegebenen
Zeitpunkt Gedanken machen sollte. Von Stuttgart bis Hamburg wurden Lösungen,
bei denen Aufenthaltsqualität vor Verkehr geht, bereits umgesetzt oder sind in
Überlegung.
Grundsätzlich sollte in diesem
Zusammenhang auch die Frage nach dem Lückenschluss
der Verbindung Heuchelheim - Wetzlar Ost neu gestellt werden.
Die Kopplung des
Einkaufszentrums Forum mit der Bahnhofstraße
Im Einkaufszentrum Forum sind
öffnungstäglich durchschnittlich 22.000 Menschen!
Mit 110 Fachgeschäften ist das
Forum autark. Dennoch kann auch ein solch erfolgreiches Einkaufszentrum nicht
ohne attraktives Umfeld auskommen.
Bisher gelang es gar nicht, oder
nur sehr unzureichend, die Passanten des Forums herauszulocken. Diese Situation
hat sich allerdings durch C&A und H&M im dem Forum zugewandten Bereich
der Bahnhofstraße verbessert.
Der Nutzen des Forums für Wetzlar ist als gering einzuschätzen, wenn es
nicht gelingt, möglichst viele Besucher aus dem Forum in die Stadt zu locken.
Die Gestaltung der Unterseite der
Hochstraße und auch der Grundgedanke des Optikparcours, die Quartiere mit einem
Erlebnispfad zu einem Wetzlar prägenden Thema, sind Ansätze, die dies alleine
nicht leisten können. Die vorhandenen Ansätze müssen weiterentwickelt werden.
Neue Ideen müssen entwickelt und umgesetzt werden.
Das ist eine der größten
Herausforderungen für Wetzlar.
Nur eine attraktive Bahnhofstraße
mit städtebaulicher Qualität und Qualität in den Angeboten wird die Passanten
des Forums herauslocken können. Das kann eine Win-Win-Situation für das Forum
und die Bahnhofstraße sein.
Eine Stärkung des Mikrostandortes
Bahnhofstraße ist der Ansatz zur Weiterführung der Achse Karl-Kellner-Ring –
Langgasse weiter bis in die Altstadt.
Damit
liegt ein Schlüssel zur Attraktivitätssteigerung der traditionellen
Einkaufsstadt erst einmal in der Bahnhofstraße.
Potential Lahn
Die
Lahn muss als Wert erkannt werden!
Der gesamte Lahnuferwanderweg
muss im Stadtbereich einheitlich und attraktiv gestaltet werden. Zur Neugestaltung gehören Sitzmöglichkeiten
(z.B. Sitztreppen) und andere erforderliche Möblierungen, eventuell Schwimmpontons
als Aussichtplattformen auf dem Wasser, Terrassierungen, die ans Ufer führen
und gleichzeitig als Sitzmöglichkeiten genutzt werden können, Beleuchtung
u.v.a.m.
An der Herausforderung der
Durchgängigkeit muss gearbeitet werden. Soweit private Eigentümer angesprochen
werden, müssen diese davon überzeugt werden, dass dadurch auch positive
Auswirkungen auf die eigene Immobilie zu erwarten sind.
Vor einigen Jahren wurde die
Hausertorbrücke von der Stadt neu gebaut. Dabei wurde eine Konstruktion
gewählt, so dass eine Unterfahrt mit Fahrrädern und dem Durchgang von Passanten
nur möglich ist, wenn lange Rampen auf privatem Grund errichtet werden und die
Wegführung bei Hochwasser gesperrt wird. Man könnte aus der Not eine Tugend
machen und entweder über einen dauerhaften Pontonweg beginnend an der
Rudergesellschaft bis zum Haus Brückenstraße 1 führen oder einen
trockengelegten Weg neben der Lahn, abgetrennt durch eine oder mehrere
Glasscheiben, bauen, der neue und interessante Einblicke in das Innenleben der
Lahn erlaubt.
Dem Lahnufer im Stadtgebiet muss ganz besondere Beachtung geschenkt
werden. Es gilt, eine attraktive, naturnahe Gestaltung mit hoher
Aufenthaltsqualität zu finden und umzusetzen.
Straßenbegleitende
Randbebauung der Gloelstraße
Eine straßenbegleitende
Randbebauung der Gloelstraße ist städtebaulich sicher wünschenswert. Die
zentrale immobilienwirtschaftliche Frage ist die nach möglichen Nutzungen.
Angesichts der Verkehrsbelastung und der damit einhergehenden Lärmemission ist
Wohnen sicher nicht wünschenswert. Büronutzungen sind angesichts der
Angebotsüberhänge und der mangelnden Nachfrage keine Perspektive.
Eine Chance könnte allerdings
darin bestehen, die Königsberger Diakonie, die einen neuen Standort sucht, von
diesem innerstädtischen Standort zu überzeugen. Für ältere Leute ist es eine
Option, in einer Stadt zu leben und so am städtischen Leben teilnehmen zu
können.
Beratung für
Eigentümer: Neuer (alter Wohnraum)
Viele private Eigentümer sind
überfordert, wenn es darum geht, die Neupositionierung ihrer Immobilie
voranzutreiben. Die Frage nach den Perspektiven der Erdgeschossnutzung soll an
dieser Stelle ausgeklammert werden.
Es geht in erster Linie um die
Überplanung der Obergeschosse, um attraktiven und barrierefreien Wohnraum zu
schaffen. Insbesondere durch:
- Aufzüge;
- Schaffung mehrerer kleinerer Wohneinheiten;
- Zeitgemäße Badezimmer;
- Balkone;
- und schließlich auch energetischer Ertüchtigung.
Die Stadt könnte eine solche
Beratungsstelle initiieren, einrichten und betreiben.
Gleichzeitig muss die Stadt aber
auch eine Antwort parat haben, wie sie hinsichtlich des Stellplatznachweises
mit Bauwilligen umgeht, die z.B. aus einer großen Wohnung drei Appartements
machen wollen. Die zusätzliche Schaffung von zwei Stellplätzen ist fast immer
unmöglich. Ablösung stellt eine teure Alternative dar. Die Nähe zum Bahnhof
eröffnet eine Neubeurteilung dieser Situation. Gleiches gilt für die Anwendung
des Denkmalschutzes.
Ähnlich wie das sehr gelungene
städtische Förderprogramm zur Sanierung der Fassaden zum Hessentag 2012 sollte die Initiierung eines
Programms zur Förderung der Wohnraumschaffung in der Innenstadt nachgedacht
werden.
Bündnis für
Infrastruktur und Dienstleistungen (BID)
Gießen hatte drei BIDs. Auch wenn
es in der Abwicklung immer mal wieder Probleme gab, wird heute niemand den
Erfolg in Frage stellen. Die betroffenen Quartiere haben deutlich an Qualität
gewonnen und sind heute gut aufgestellt.
Die Situation in der Innenstadt
Wetzlars ist heute so, dass jeder Versuch unternommen werden muss. Wetzlar kann
es sich angesichts des Erscheinungsbildes der Innenstadt gar nicht mehr
leisten, nicht auch den Versuch zu unternehmen, über die Gründung von BIDs die
Situation in den Griff zu bekommen oder sie zumindest zu verbessern.
Behindertengerechter
Ausbau
Der behindertengerechte Ausbau
öffentlicher Räume ist State-of-the-Art und ist der Standard der für die
Neugestaltung der Bahnhofstraße Süd unbedingt gelten sollte.
Besondere Beachtung sollte aber
der Umstand finden, dass sich im ehemaligen Kaufhaus Union das sehr
erfolgreiche Dunkelkaufhaus befindet. Seit seiner Gründung in 2008 hat sich das
Dunkelkaufhaus weit über die Grenzen Wetzlars einen hervorragenden Ruf
erarbeitet, so dass aktuell sechs blinde Menschen hier arbeiten. Fast alle
kommen aus Marburg oder haben einen Bezug zu Marburg und sind auf die An- und
Abreise mit dem Zug angewiesen. Damit ist Ziel und Startpunkt immer das
Dunkelkaufhaus und der Wetzlarer Bahnhof. Dieser Aspekt sollte bei der
Neugestaltung besondere Berücksichtigung finden, z.B. durch eine akustische
Orientierung der Ampelquerung der Brückenstraße auch nachts.
Wer soll das
bezahlen?
Fehlende Finanzen sind immer ein
Totschlagargument!
Investitionen in die Stadterneuerung
sind Zukunftsinvestitionen, die sich bezahlt machen.
Gießen hat die Neugestaltung der
gesamten Fußgängerzone mit Hilfe von EU-Mitteln finanzieren können.
Fördermöglichkeiten in einem
Dschungel aus 30 bis 40 Fördertöpfen müssen neu erkundet und kreativ genutzt
werden.
Das ist etwas für phantasievolle
Fiskalisten!
Es geht um Investitionen in die Zukunft des Standortes Wetzlar!
Zusammenfassung
Am Ende ist doch eine beachtliche
Anzahl von realistischen Vorschlägen für Neunutzungen zusammengekommen. Mehr
sogar als man im Bahnhofstraßenquartier realisieren könnte. Denn es geht nur
Schule oder MVZ oder Einzelhandel und Wohnungen in einem Neubau auf dem Standort
des Mauritius oder dem des Lahnhofs.
In einem offenen Dialog unter
Leitung der Stadt muss - gerade wenn nun Schlag auf Schlag auch die weiteren
innerstädtischen Quartiere diskutiert werden - am Ende ein Klärungsprozess
dergestalt geführt werden, dass die vorhandenen Nutzungsperspektiven, die für
jedes Einzelquartier mehrere Ansätze, bezogen auf die Gesamtstadt, aber nur
gerade ausreichende Nutzungsperspektiven bieten, ein fairer Interessenausgleich
für alle herbeigeführt wird. Alle Beteiligten brauchen verlässliche
Investitionsrahmenbedingungen.
Egal ob Westtangente oder B 49, für Wetzlar gilt: Eine der wichtigsten
Voraussetzungen über Neues nachzudenken und dann umzusetzen, besteht darin, an
zeitgemäße und in die Zukunft gerichtete Verkehrslösungen, die für eine
Mittelstadt wie Wetzlar noch visionär anmuten möchten, intensiv zu arbeiten.
Nur wenn alle etwas davon haben, werden alle mitmachen!
Zeit-Maßnahmen-Plan
Kurzfristig
- Sauberkeit im Bahnhofstraßenquartier
- Umgestaltung der Schaufenster Mauritius
- Entfernung der Optikparcours-Station „Interferometer“
- Temporäre Öffnung der Bahnhofstraße für den Verkehr
- Einwirkung auf den Lahn-Dill-Kreis mit dem Ziel, Schulneubauprojekte in der Innenstadt zu verorten
- Beratungsstelle für Eigentümer zur Neupositionierung ihrer Immobilien
- Planung der Bahnhofstraße Süd unter Berücksichtigung behindertengerechter und energieeffizienter Aspekte
- Eintritt in Gespräche mit den Verkehrsträgern B 49
- Klärung der Interessenlagen der im Herkules Center „gefangenen“ Mieter
- Klärung der Bedarfslage für ein Medizinisches Versorgungszentrum
- Senkung des Nutzungsentgeltes für Gastronomen, die den öffentlichen Raum in der Bahnhofstraße mitnutzen
- Ideenwerkstatt „Koppelung Forum-Bahnhofstraße“ implementieren
- Dialog mit den ortsansässigen Banken über Förderprogramme für die Innenstadt und investitionsfreudige Bürger (Immobilieneigentümer, Händler, Gastronomen etc.)
- Koppelung der Leica Welt mit der Innenstadt
- Fördermöglichkeiten neu-/ wiederentdecken
- Ansprache von sozialen, kulturellen Einrichtungen
- Ansprache von Jugendeinrichtungen
- Einbeziehung der städtischen Entwicklungsgesellschaft SEG für Immobilieninvestitionen
- Städtisches Förderprogramm „Wohnraum in der Innenstadt“
Mittelfristig
·
Umsetzung der Neugestaltung der Bahnhofstraße
Süd
·
Spielerische Neuausrichtung der Optikparcours
Stationen in der Bahnhofstrasse
·
Neugestaltung des Buderusplatz Nord mit der
Möglichkeit der Schaffung weiterer Parkplätze
·
Planungsphase für Neu-Lösung B 49
·
Neugestaltung der Lahnuferbereiche
Langfristig
·
Bau der neuen Lösung für die B 49
Ausblick
In den nächsten, direkt folgenden
Schritten muss der Prozess, der jetzt für die Bahnhofstraße eingeleitet und
durchgeführt wurde, auch zunächst für den Karl-Kellner-Ring, dann für die
Langgasse und schließlich für die Altstadt umgesetzt werden.
Um die nächsten Quartiere
erfolgreich bearbeiten zu können, muss als Voraussetzung die im ISEK erwähnte
West-Tangente wie auch immer in Angriff genommen werden. Wenn das Thema
„West-Tangente“ nicht beherzt angepackt wird, ist „alles nichts“, denn die
Westtangente stellt die Voraussetzung für die Verlagerung der erheblichen
Verkehrsbelastung aus der Stadt dar. Erst dann kann man am Karl-Keller-Ring
erfolgreich Aufenthaltsqualität schaffen und erst dann lohnt es sich über
Neunutzungen nachdenken.
Besondere Beachtung müssen auch
die Schnittstellen an den Quartiersgrenzen finden. Das gilt ganz besonders für
den Buderusplatz.
Aus gegebenem Anlass
Die Ansiedlung von Ikea auf dem
ehemaligen Heidelberger Zement Standort ist grundsätzlich zu begrüßen, weil so
eine städtebauliche Misere in markanter Lage beseitigt werden kann.
Positive Anstöße für die
Innenstadtentwicklung sind ebenso wenig erkennbar wie seinerzeit die
Ankündigung von neuen Impulsen aufgrund der Eröffnung des Forums und der
Ausrichtung des Hessentages.
Positiv ist, dass Wetzlar, wie
schon durch das Forum, weiterhin an überregionaler Bekanntheit gewinnen wird.
Die negativen Auswirkungen auf
die Innenstadtentwicklung durch die IKEA Ansiedlung werden begrenzt sein.
Die Allianz der Starken
Das Forum und jetzt auch die
Leica Welt mit ihrer gläsernen Manufaktur sind starke Vertreter in der Stadt.
Diese beiden Partner nutzen das
Instrument des Cross-Sellings: Am Eingang des Forums stehen große Banner, die
auf die Attraktivität der Leica Welt hinweisen. Zwei starke Partner nutzen ihre
Chance.
Die größere Herausforderung besteht
darin, auch die Leica Welt mit der traditionellen Einkaufstadt, die mehr ist
als nur die Altstadt, zu koppeln. Naheliegend ist eine Beteiligung am
Optikparcours mit z.B. einer begehbaren Kamera in der Mitte der Bahnhofstraße.
Zu guter Letzt
Wetzlar ist mehr als nur die
Altstadt. Mit der Perspektive eines an der A 45 Durchreisenden würde man mit
der Industriesilhouette ohnehin nicht vermuten, wie „kuschelig“ Wetzlar ist.
Für alle jungen Menschen ist die
Altstadt schon lange nicht mehr das Zentrum der Stadt. Das wird sich auch nicht
ändern, wenn die jungen Menschen älter werden.
Die Beteiligung an der Begehung
am 12.5.2014 war eindrucksvoll hoch, ließ aber beim Workshop am Folgetag schon
deutlich nach.
Auffällig war, dass Interesse aus
der Altstadt an der Zukunft der Bahnhofstraße kaum bestand. Das deckt sich mit
der Erfahrung, dass Politiker oder andere Verantwortungs- und Leistungsträger
aus Politik und Verwaltung kaum jenseits der Altstadt und der Alten Lahnbrücke
zu sehen sind.
Ein Ziel eint hoffentlich alle: das Wetzlar eine hübsche Stadt mit
vielen attraktiven Stadtansichten und Aufenthaltsqualität ist und weiter daran
arbeitet. Eben die Stadt der Optik!
Eine Stadt.
Verschiedene Quartiere.
Viele Stadtansichten.
Wetzlar, den 17.6.2014
Professor Dr.-Ing. Jürgen Erbach